Spenden mit AmazonSmile – sinnvoll oder nicht?

Seit fast 4 Jahren gibt es das Charity-Programm Smile von Amazon. War dessen Start mit viel Kritik verbunden, stellt sich heute die Frage, ob sich etwas geändert hat. Ausserdem wollen wir wissen: Hält Smile, was es verspricht?

Kurz und knapp: Das ist Smile von Amazon

Unter dem Namen Smile betreibt der Versandriese ein Programm, bei dem gemeinnützige Vereine und Organisationen mit Spenden unterstützt werden. Welche Beträge Amazon spendet, hängt vom Wert des Einkaufs auf dem Marktplatz ab. Wer mit dem Geld unterstützt werden soll, können die Kunden individuell bestimmen.

Amazon sagt selbst über sein Charity Programm: „AmazonSmile ist ein einfacher Weg für Kunden, mit jedem Einkauf über Amazon einer sozialen Organisation ihrer Wahl etwas Gutes zu tun – ohne zusätzliche Kosten für Kunden oder Organisationen.“1

Fakten zu AmazonSmile in Deutschland und Österreich auf einen Blick

URL:smile.amazon.de
existiert seit:20162
Spendenanteil am Einkauf:0,5 Prozent (abzüglich Versand-, Bearbeitungs-, Geschenkverpackungsgebühren, Steuern und Abgaben sowie abzüglich etwaiger Rabatte, Retouren und uneinbringlicher Verbindlichkeiten)3
Mehrkosten beim Einkauf:keine4
Abzüge für Verwaltungsaufwand:keine5
Spendensumme:6.167.763,94 Euro (2016 bis November 2019)6
Zahl der unterstützten Organisationen:Mehrere Tausend7

Kritik an AmazonSmile

1. Nur über extra URL aufrufbar

Stand 2016: Einer der ersten Kritikpunkte zum Start des Programms war, dass Smile über eine separate URL aufgerufen werden muss. Wie Amazon selbst ausführt, unterscheiden sich Amazon und AmazonSmile weder in Angebot noch Service.8 Unter diesem Umstand könnte einfach jede Käuferin und jeder Käufer automatisch am Programm teilnehmen. Kunden, die an keine Organisation spenden wollen, sollten einfach ihre Spende stornieren.

Stand 2020: Leider hat sich an der Praxis der separaten URL nichts geändert. Wer kein Lesezeichen im Browser hat oder den Amazon Assistant installiert, muss vor dem Amazon-Einkauf immer daran denken, smile.amazon.de anzusteuern.

2. Auch Organisationen, die nicht zu Smile wollen, werden aufgeführt

Stand 2016: Tatsächlich listete Amazon 2016 viele gemeinnützige Organisationen auf, die sich nie für AmazonSmile anmeldeten. Das sorgte für viel Kritik. So sagte Foodwatch, dass die Organisation keine Spenden von Unternehmen annehmen kann, die mit Lebensmitteln handeln, um die Unabhängigkeit zu bewahren. Da Amazon aber Nahrungsmitteln verkauft, will es keine Spenden des Konzerns haben.9

Auch die Kindernothilfe wurde von AmazonSmile aufgeführt, obwohl diese nicht als „Marketingdienstleister“ für Amazon auftreten wollte.10

Stand 2020: Amazon hat 2017 diese Praxis geändert. Es werden nur noch Organisationen aufgeführt, die auch am Programm teilnehmen wollen.11

3. Unseriöse Spendenempfänger

Stand 2016: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bemängelte, dass AmazonSmile nur prüft, ob die teilnehmenden Organisationen als gemeinnützig anerkannt sind. Das qualifiziert, laut Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI, sie aber nicht automatisch als echte Hilfsorganisationen mit sozialem Engegament.12 So tummelten sich einige Schwarze Schafe in der Spendenliste.

Stand 2020: Heute arbeitet AmazonSmile mit IT-Portal Stifter-helfen zusammen. Dies übernimmt die Überprüfung der Spendenempfänger.13 So sollten zumindest keine Schwarzen Schafe mehr darunter sein. Graue Schafe sind aber weiterhin dabei, wie Utopia berichtet.14 So ist das „Europäische Institut für Klima und Energie e.V.“ unter den Spendenempfängern auswählbar. Doch dieses kämpft nicht gegen den Klimawandel, wie der Name es nahelegt, sondern ist damit beschäftigt, Leugner des Klimawandels sowie Kernkraftbefürworter zu unterstützten. (mehr dazu auf Wikipedia) Es handelt sich also eher um einen Interessenverband als eine soziale Organisation, die ja eigentlich unterstützt werden sollen.

MyPaketshop-Tipp
Überprüfen Sie die Organisation, der Sie Ihre Smile-Spende zukommen lassen wollen auf der Internetseite des DZI. Hier geht’s zur Spendenberatung des Zentralinstituts mit geprüften Vereinen und Organisation.

4. Spendenanteil extrem gering

Stand 2016: Zum Start von AmazonSmile betrug der Spendenanteil am Einkaufswert 0,5 Prozent. Das bedeutet, um 50 Euro zu spenden, muss eine Käuferin 10.000 Euro auf AmazonSmile ausgeben. Ausserdem wird der Einkaufswert reduziert, da Versand-, Bearbeitungs-, Geschenkverpackungsgebühren, Steuern und Abgaben sowie Rabatte, Retouren und uneinbringliche Verbindlichkeiten abgezogen werden.15

Stand 2020: Keine Änderung des Prozentsatzes

5. Teurere Produkte als bei Konkurrenz

Stand 2017: Im Jahr 2017 stellte die Verbraucherzentrale NRW bei einer Stiuchprobe mit 25 Waren fest, dass sie diese woanders wesentlich billiger kaufen konnte. So hätten die Verbraucherschützer bei Amazon 8025 Euro für Ihre Bestellung ausgegeben. Davon wären 40,12 Euro an AmazonSmile gegangen. Bei anderen Anbeitern gab es die 25 Artikel für insgesamt 6541 Euro. Das bedeutet, hätte der Kunde die Ersparnis gespendet, wären wohltätigen Organisationen 1484 Euro zugutegekommen.16

Stand 2020: Im Oktober 2019 untersuchte MyPaketshop die Preise auf Amazon und verglich sie mithilfe verschiedener Preissuchmaschinen. Dafür nutzen wir 10 Artikel und fanden fast immer ein preiswerteres Angebot als auf Amazon.

Wenn Sie soziale Organisationen unterstützten wollen, dann ist es tatsächlich effektiver, woanders als auf Amazon einzukaufen und stattdessen das gesparte Geld direkt zu spenden.

6. Marketingmassnahme, um Umsätze nach oben zu treiben

Stand 2016: Zur Einführung von AmazonSmile wurde von allen Seiten bemängelt, dass das Programm keine Wohltätigkeit sei, sondern reines Marketing. Beispielsweise zitiert Die Stiftung Amazon, der Konzern schreibt nämlich: „Entsprechend den für das Grossherzogtum Luxemburg geltenden Steuergesetzen behandeln wir Zahlungen an Sie als Gegenleistung für Marketingdienstleistungen durch Sie. Daher sind Sie nicht verpflichtet, uns Zuwendungsbestätigungen auszustellen.“17

Stand 2020: AmazonSmile ist weiterhin ein Marketinginstrument.

Fazit: Lohnt Smile?

Tatsächlich lohnt sich AmazonSmile nur, wenn Amazon der günstigste Anbieter beim Preisvergleich ist. In diesem Fall können Sie mit Ihrem Einkauf wirklich etwas Gutes tun und die eigene Geldbörse entlasten.

Wer aber glaubt mit dem Programm Shopping-Spass und Wohltätigkeit miteinander zu verbinden, der irrt. Dafür sollten Sie lieber Charity-Portale nutzen, die wesentlich mehr Geld an wohltätige Organisationen weiterleiten.

Charity-Portale

Diese Portale verbinden effektiv Shopping-Erlebniss und Wohltätigkeit:

  1. Bildungsspender
  2. boost
  3. Shop ++ (Schweiz)
  4. buy n held (Schweiz)
  5. gooding
  6. schulengel
  7. HelpDirect

Wenn Sie weitere, empfehlenswerte Charity-Portale kennen, dann schreiben Sie uns. Wir nehmen diese gern in unsere Liste auf.

Was haben wir in der nächsten Woche?

Am 31. Januar gibt es einen neuen Artikel in unserem MyPaketshop-Blog. Wir beschäftigen uns dann mit dem Versand in Deutschland und veranstalten einen Preisvergleich. Bei welchem Versender bekommen Sie das „meiste“ Paket zum kleinsten Preis?


Unsere Quellen:

1 https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?ie=UTF8&nodeId=202035970 (abgerufen am 07.01.2020)

2 vgl. https://t3n.de/news/amazon-Smile-100-millionen-spende-1121602/ (abgerufen am 07.01.2020)

3 vgl. https://Smile.amazon.de/gp/chpf/pd/ref=smi_se_saas_lpd_spd_pd_pd (abgerufen am 07.01.2020)

4 ebd.

>5 ebd.

6 https://Smile.amazon.de/gp/chpf/dashboard?ref_=nav_em_T1_0_1_0_6_amazon_Smile (abgerufen am 07.01.2020)

7 vgl. https://Smile.amazon.de/gp/chpf/pd/ref=smi_se_saas_lpd_spd_pd_pd (abgerufen am 07.01.2020)

8 vgl. https://Smile.amazon.de/gp/chpf/about/ref=smi_se_dshb_leli_saas (abgerufen am 07.01.2020)

9 vgl. https://www.foodwatch.org/de/pressemitteilungen/2017/foodwatch-warnt-vor-amazon-spendenplattform-Smile-kunden-werden-in-die-irre-gefuehrt-angebliche-unterstuetzung-kam-bei-foodwatch-nicht-an/ (abgerufen am 07.01.2020)

10 vgl. https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article211147639/Spendenprogramm-Smile-fuehrt-Amazon-Kunden-in-die-Irre.html (abgerufen am 07.01.2020)

11 vgl. https://www.onlinekosten.de/news/amazonsmile-spendenaktion-wird-nach-kritik-nachgebessert_209260.html (abgerufen am 07.01.2020)

12 vgl. https://www.fr.de/wirtschaft/shoppen-gutes-gewissen-haben-10946018.html (abgerufen am 08.01.2020)

13 vgl. https://smile.amazon.de/gp/chpf/about/ref=smi_se_dshb_leli_saas (abgerufen am 08.01.2020)

14 vgl. https://utopia.de/ratgeber/amazon-smile-charity-shopping/ (abgerufen am 08.01.2020)

15 vgl. https://Smile.amazon.de/gp/chpf/pd/ref=smi_se_saas_lpd_spd_pd_pd (abgerufen am 07.01.2020)

16 vgl. https://www.verbraucherzentrale.nrw/pressemeldungen/presse-nrw/stichprobe-zu-amazons-neuem-spendenportal-smile-9851 (abgerufen am 08.01.2020)

17 https://www.die-stiftung.de/slider/amazon-smile-nur-die-riesen-grinsen-76645/ (abgerufen am 08.01.2020)