5 Jahre Frankenschock – Boom des Einkaufstourismus an der Grenze

Heute vor 5 Jahren erklärte Thomas Jordan, Präsident der SNB, dass der Euro-Franken-Mindestkurs aufgehoben wird. Das traf die Exportwirtschaft der Schweiz wie ein Schlag, doch die Einkaufstouristen freuten sich und passierten fleißig die Grenze – besonders nach Deutschland. Was war damals los und wie sieht es heute aus?

Situation 2015: Franken überbewertet – Euro schwach

Seit 2011 steuerte die Schweizer Nationalbank dem Trend entgegen, dass der Schweizer Franken stark überbewertet war. Sie kaufte dazu ausländische Devisen und richtete im September 2011 einen Euro-Franken-Mindestkurs ein.1 Damit wollte sie vor allem die Exportwirtschaft der Schweiz entlasten und dem Risiko einer Deflation (Abnahme des Preisniveaus) entgegenwirken.

Im Januar 2015 kam die SNB zu dem Schluss: Der CHF ist zwar immer noch überbewertet, aber diese Überwertung ist soweit reduziert, dass man den Mindestkurs aufheben kann. Zudem hat sich die Wirtschaft von 2011 bis 2015 an die veränderten Umstände angepasst.2

Interview zur damaligen Entscheidung mit dem SNB-Präsidenten Thomas Jordan

Das Aus des Euro-Franken-Mindestkurses kam für die Schweizer Wirtschaft und die Schweizer*innen überraschend. Der Wert des Schweizer Franken schoss im zweistelligen Prozentbereich in die Höhe, während am Aktienmarkt die Kurse um 10 Prozent sanken. Das Wort „Frankenschock“ war daraufhin in vieler Munde.3

Frankenschock: Die Ängste

Damals schätzte der Arbeitnehmerverband „Angestellte Schweiz““ die Aufhebung als gefährlich für Löhne und Arbeitsplätze ein. Gerade die exportorientierte Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie könnte der starke Franken treffen. Nick Hayek, der Chef von Swatch, sprach sogar von einem „Tsunami“ für die gesamte Schweiz.4

Und das trat ein

Tatsächlich stagnierte das Wirtschaftswachstum der Schweiz im Jahr 2015 bei 0,7 Prozent, während es 2014 noch bei 1,9 Prozent lag. Die Exporte brachen um 6,8 Prozent ein und die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2015 bei 3,7 Prozent. Auch der schweizerische Tourismus leidete unter den starken Franken. So übernachteten 13 Prozent weniger EU-Bürger im Land.5

Allerdings mussten die Schwarzseher auch zugeben, dass es lang nicht derart schlimm kam wie erwartet. Schon Ende 2015 war der CHF nur 7 Prozent mehr wert als vor dem Aus des Mindestkurses.6

Auch schaffte es die Schweizer Wirtschaft, sich zu wandeln. Mitarbeiter in Unternehmen arbeiteten bis zu 45 Stunden, Ferientage oder Pausen wurden gestrichen. Es wurde Kurzarbeit eingeführt.7 Die Chefs kürzten ihre Löhne, verzichteten auf Boni und steigerten die Produktivität ihrer Unternehmen. 8 Außerdem zog die Weltwirtschaft an und der Euro gewann an Fahrt.

Boom für den Einkaufstourismus

Was für die Wirtschaft zunächst ein Schock war, brachte extremen Schwung in den Schweizer Einkaufstourismus. So fuhren 2015 gut 60 Prozent aller Schweizer*innen zum Shoppen in grenznahe Gebiete.9 Auf der deutschen Seite der Grenze schossen neue Einkaufstempel aus dem Boden, die sich vollständig auf die Einkaufsbedürfnisse der Schweizer Kundschaft einrichteten.

MyPaketshop machte deutlich mehr Umsatz

Nicht nur im Einzelhandel vor Ort schlugen die Schweizer*innen zu, auch online nutzten sie den starken CHF. Allein bei MyPaketshop kletterten 2015 die Umsätze um 20 Prozent nach oben. Kein Wunder, dass wir in diesem Jahr einen weiteren Mitarbeiter einstellten und auch unser Lager neu konzipieren mussten. (Mehr dazu in Unsere Firmengeschichte)

Unser Fazit zum Frankenschock 2015

Wir von MyPaketshop haben von der Aufhebung des Mindestkurses profitiert und konnten das durch neue Logistik und mehr Mitarbeiter an unsere Kunden weitergeben. Aber auch die schweizerischen Konsumenten und im Endeffekt die Wirtschaft des Landes sind Profiteure gewesen. So haben fast alle Unternehmen den Schock schnell überwunden und sind heute sehr gut aufgestellt. Und die Konsumenten in der Schweiz können online, im Zusammenspiel mit einer deutschen Lieferadresse, „verdammt“ günstig in Deutschland und der EU shoppen.


Nächste Woche hier im Blog

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Unsere Quellen

1 vgl.https://www.zeit.de/2016/03/frankenschock-mindestkurs-schweizer-franken (abgerufen am 15.01.2020)

2 vgl. https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/01/15/frankenschock_fuenf_jahre_nach_ende_des_dlf_20200115_0839_fd475880.mp3 (abgerufen am 15.01.2020)

3 vgl. https://www.zeit.de/2016/03/frankenschock-mindestkurs-schweizer-franken (abgerufen am 15.01.2020)

4 vgl. https://www.godmode-trader.de/artikel/eurchf-bricht-dramatisch-ein-snb-hebt-mindestkurs-auf,4034931 (abgerufen am 15.01.2020)

5 vgl. https://www.zeit.de/2016/03/frankenschock-mindestkurs-schweizer-franken/seite-2 (abgerufen am 15.01.2020)

6 vgl. https://www.nzz.ch/wirtschaft/wieso-wir-uns-an-den-15-januar-2015-erinnern-sollten-ld.1347145 (abgerufen am 15.01.202)

7 vgl. https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/01/15/frankenschock_fuenf_jahre_nach_ende_des_dlf_20200115_0839_fd475880.mp3 (abgerufen am 15.01.2020)

8 ebenda

9 ebenda