Amazon-Rezensionen ⭐: Alles Fake? (inkl. Video-Tutorial zu Fakespot)

42 Prozent aller Rezensionen auf dem Amazon-Marktplatz sind Fake. Warum? Weil Händler*innen mit guten Bewertungen 30 Prozent mehr Umsatz machen. Fake-Rezensionen zu kaufen, lohnt also für die Marktplatz-Händler. Kund*innen haben hingegen das Nachsehen, weil sie durch Fakebewertungen dazu verleitet werden, schlechte Produkte zu bestellen. Wie können Sie sich vor diesem Betrug schützen?


Inhalt:


Tiefere Einblicke in das Thema Fakerezension

Im Juni 2019 berichteten wir von gefälschten Bewertungen auf Amazon im Artikel: Amazon-Rezensionen: Fake Bewertungen erkennen und sicherer shoppen. Nun haben wir neue Infos zusammengetragen, die Ihnen noch mehr Einblick in das Geschäft mit den Fakerezensionen auf dem Marktplatz gewähren. Außerdem stellen wir ein neues Tool vor, was Sie gegen gefälschte Bewertungen wappnet.

30 Prozent mehr Umsatz & 42 Prozent Fake

Wer auf Amazon etwas kauft, der schaut zuerst auf den Preis und dann die Bewertung. Und in vielen Fällen entscheiden die vier oder fünf Sterne über den Kauf. So steigern gute Bewertungen den Umsatz bis zu 30 Prozent, wie t3n schreibt.1

Auch interessant, steigt die Bewertung eines Produktes um gerade einmal 0,1 also etwa von 4,3 auf 4,4, dann befassen sich 25 Prozent mehr Interessenten mit dem Produkt.2

Deshalb ist es kein Wunder, dass laut Fakespot durchschnittlich 42 Prozent der Amazonbewertungen gefälscht sind.2 Es gibt sogar professionelle Anbieter (Agenturen) für gefakte Rezensionen auf dem Amazon-Marktplatz.

4 Wege zur Fakerezension auf Amazon

1. Händler*innen verschenken oder verbilligen Produkt für positive Bewertung

Um an eine positive Bewertung zu kommen, bieten einige Händler*innen ihren Kund*innen an, dass sie Artikel gratis oder verbilligt erhalten. Die Kund*innen müssen im Gegenzug nur eine positive Rezension verfassen. Doch meist wird es nichts mit der Preiserstattung, selbst wenn Mann oder Frau den Artikel in höchsten Tönen lobt. (Alle Details zu dieser Methode verraten wir Ihnen hier.)

2. Agentur schreibt im Auftrag der Händler*innen Rezensionen

Agenturen bieten Händler*innen auf Amazon Produktrezensionen an. Beim einem Anbietern wie AMZTiger kostet eine Fake-Rezension etwa 15 Euro das Stück oder im Paket 8999 Euro für 1000 Bewertungen. Dafür hat AMZTigers 62.000 Reviewer in der ganzen Welt. Die Rezensenten sind dabei angehalten auch Fotos und Videos zu posten und möglichst lange Rezensionen zu schreiben.3

3. Portale vermitteln Rezensenten an Marktplatzhändler*innen

Andere Portale haben Adressdatenbanken mit “willigen” Rezensent*innen. Diese vermitteln sie dann gegen Gebühr an interessierte Marktplatzhändler*innen.3

4. Agentur puscht positive Rezensionen nach oben

Ebenfalls ist es möglich, dass Händler*innen schon vorhandene, positive Bewertungen nach oben puschen lassen. Dazu werden sie einfach von vielen fleißigen Händen als hilfreich angeklickt – schon stehen sie ganz oben.3

Vorsicht beim Amazon Choice Siegel

Auch der Status “Amazon Choice” lässt sich kaufen, das verspricht jedenfalls AMZTigers. Das geht innerhalb von 14 Tagen, sagt ein Accountmanager des Unternehmens.3

Das gemeine an der Sache: 44 Prozent halten “Amazon Choice” für ein Qualitätssiegel, was es aber nicht ist. Ein Algorithmus ermittelt auf Basis der Faktoren:

  • Preis
  • Verfügbarkeit
  • Retourenquote
  • persönliche Vorlieben des Käufers
  • Bestsellerstatus

ob ein Produkt das Siegel erhält. (Mehr dazu in unserem Artikel: Amazon’s Choice – wirklich die beste Wahl?)

Es handelt sich also nicht um ein Testsiegel, sondern um ein Mischmasch aus Faktoren, die ein Algorithmus auswertet. Und dieser Algorithmus kann ausgetrickst werden.

Echte Bewertung ermitteln

Im Beitrag Amazon-Rezensionen: Fake Bewertungen erkennen und sicherer shoppen haben wir Ihnen viele Anhaltspunkte genannt, wie Sie unechte Bewertungen erkennen. Allerdings werden die “Faker” auch schlauer und die Fakerezensionen immer schwerer zu erkennen. Da helfen dann Tools wie ReviewMeta, was wir Ihnen im ebene genannten Artikel schon vorstellten. Wir haben aber noch ein weiteres Tool entdeckt, was unserer Meinung sogar noch bessere Ergebnisse bringt. Es heißt Fakestop.

Video: So funktioniert Fakestop – falsche Amazonbewertungen entlarven (Kurztutorial)

Den Fake einfach stoppen

Wir wollen gut bewertete Artikel auf Amazon und dessen Marktplatz kaufen. Da ist es ärgerlich, wenn die Rezensionen gefälscht sind und wir ein objektiv mieses Produkt bekommen. Sicher, wir können das zurücksenden. Doch gerade bei preiswerten Artikeln lohnt der Aufwand nicht und schon ist das Geld zum Fenster herausgeworfen.

Warum die Händler*innen auf dem Amazon-Marktplatz aber trotzdem fleißig Fakereviews produzieren lassen, ist klar. Es bringt ihnen höhere Umsätze. Amazon geht zwar offiziell gegen solche Praktiken vor, aber andererseits bringen die Verkäufe dem Unternehmen auch Umsätze. So erscheinen die Bemühungen des Konzerns eher halbherzig.

Aber niemand muss auf Fakerezensionen hereinfallen. Deshalb gibt es etwa das im Video vorgestellte Fakespot. Als Plugin im Chrome-Browser ein unverzichtbares Tool für alle passionierten Amazonshopper*innen.


Und nächste Woche im Blog

In der nächsten Woche stellen wir Ihnen Charity Shopping vor. Das ist eine tolle Sache, denn dabei bestellen Sie etwas für sich und tun gleichzeitig etwas gutes für Andere. Wie und wo es das gibt, verraten wir am kommenden Freitag.


Quellen

  1. vgl. “E-Commerce: Wie Kundenbewertungen den Umsatz steigern können” von Jörn Brien, https://t3n.de/news/e-commerce-kundenbewertungen-673049/, abgerufen am 05.03.21
  2. vgl. “Blindes Vertrauen in die Sterne” von Lothar Warscheid, Saarbruecker Zeitung vom 22.02.21, https://www.pressreader.com/germany/saarbruecker-zeitung/20210122/282020444951934, abgerufen am 05.03.21
  3. vgl. “Amazon Marketplace: Fake-Reviews käuflich”, https://www.pressetext.com/news/amazon-marketplace-fake-reviews-kaeuflich.html, abgerufen am 05.03.21