Wird in Deutschland bestellen teurer? 300-Franken-Freigrenze bald bei 50 CHF?

Was ist die 300-Franken-Freigrenze und was passiert, wenn sie fällt? Lohnt es sich dann noch, in Deutschland zu bestellen? Unser Beitrag verrät es Ihnen.


Inhalt


Was ist die 300-Franken-Freigrenze?

Wenn in der Schweiz Lebende im Ausland einkaufen, dann müssen sie ihre Einkäufe in der Schweiz versteuern. Doch das gilt aktuell nur für Einkäufe, die insgesamt mehr als 300 CHF kosten. Liegt der Wert der Einkäufe darunter, ist die Einfuhr steuerfrei.

Wenn Sie mehr über die Freigrenzen und Zollbestimmungen bei der Einfuhr in die Schweiz wissen wollen, dann empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: Zollbestimmungen der Schweiz: Waren einführen und Freigrenzen nutzen

Warum soll die Freigrenze für Einkäufe fallen?

Die Standesinitiative des Kantons St. Gallen gibt dafür folgende Begründung an.

Keine Subventionierung des Einkaufstourismus1

Steuergerechtigkeit: Konsumentinnen und Konsumenten, die im Ausland einkaufen, geniessen Steuervorteile, da sie weder im Inland noch im Ausland Mehrwertsteuer (MWST) bezahlen. Das ist unfair gegenüber denjenigen, die ausschliesslich im Inland einkaufen. […]

Gewerbe: Die Credit Suisse schätzt das Volumen des Einkaufstourismus auf etwa 10 Milliarden Franken pro Jahr, was 10 Prozent des Umsatzes im Detailhandel entspricht (“St. Galler Tagblatt”, 2. September 2017). Die sinkenden Umsätze in der Schweiz bedrohen Arbeitsplätze und zahlreiche kleinräumige Wirtschaftsstrukturen. St. Gallen als Grenzkanton ist dieser Situation besonders ausgesetzt.

Verkehr: Der Einkaufstourismus generiert zusätzlichen unnötigen Verkehr, Abgase und Lärm. Lange Staus in Grenznähe werden an den Wochenenden zum Normalfall.

Kurz gesagt: Die Initiative will den Einkaufstourismus unattraktiver machen und der Schweiz mehr Steuereinnahmen generieren.

Soll die Freigrenze ganz wegfallen?

Nein. Wie es bisher aussieht, sinkt sie auf 50 CHF.2

Fällt die 300-Franken-Freigrenze für alle Touristen?

Es ist möglich, dass die 300 CHF als Freigrenze weiterhin für Menschen gilt, die aus dem Urlaub zurück in die Schweiz kommen. Es soll ja mit der Regelung vor allem der Einkaufstourismus getroffen werden und nicht die normalen Urlauber, die in ihrem Reiseland Mitbringsel einkaufen. Das meint jedenfalls der FDP-Ständerat Ruedi Noser. 2

Wird der Zoll die neue Freigrenze kontrollieren?

Wie Finanzminister Ueli Maurer ausführte, reisen 300.000 bis 500.000 Personen pro Tag zum Einkaufen ins grenznahe Ausland. Diese Anzahl kann der Zoll nicht kontrollieren, ohne dass es zu kilometerlangen Staus kommt.2

Es wird wohl wie bisher Stichproben geben. Doch der Minister und auch ein Großteil der Bevölkerung sind sich sicher, dass einfach der Schmuggel zunehmen wird.3

Wie viel teurer wird der Einkauf?

Der Einkauf oder das Bestellen in Deutschland wird durch eine niedrigere Steuerfreigrenze nicht wesentlich teurer. Kaufen Sie etwa Lebensmittel im Wert von 200 CHF ein, dann sind es gerade einmal 5 CHF die als Steuer bei der Einfuhr berechnet werden. Haben Sie ein Smartphone für umgerechnet 290 CHF in Deutschland gekauft, dann sind es 15,40 CHF.

Wird die Reduzierung der Freigrenze auf 50 CHF den Einkaufstourismus eindämmen?

Wenn wir bedenken, wie teuer viele Lebensmittel und andere Artikel in der Schweiz sind, dann sind Bestellungen und Einkauf in Deutschland immer noch attraktiv. Wer will schon 2 CHF für eine Dose Katzenfutter zahlen, welches auf der deutschen Seite nur 85 Cent kostet?

Holen sich die Einkaufenden nach der Einfuhr in die Schweiz zudem die ausländische Mehrwertsteuer zurück, werden sie immer noch viel weniger ausgeben als in der Alpenrepublik.

Wie die Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer funktioniert, erklären wir in diesem Ratgeber: Ausfuhr und Erstattung der deutschen Mehrwertsteuer – Ratgeber für Schweizer

Die angestrebte Senkung ist wohl eher geeignet, um den Einzelhandel in den Grenzkantonen friedlicher zu stimmen. Am Einkaufs- und Bestellverhalten wird sich wenig ändern.

Fazit von MyPaketshop zur Senkung der 300-Franken-Freigrenze auf 50 Franken

Es ist sicherlich ärgerlich für unsere Kundinnen und Kunden, wenn die Freigrenze gesenkt wird. Doch andererseits ist der deutsche Markt sehr lebendig und überzeugt seit Jahren mit günstigen Preisen. Wir sind deshalb sicher, dass die Ersparnis bei Bestellungen in Deutschland auch in Zukunft hoch sein wird. Das Einkaufen und Bestellen bei uns bleibt attraktiv, gerade wenn Sie sich die deutsche Mehrwertsteuer erstatten lassen.


Und nächste Woche im Blog:

Am Freitag, dem 1. Oktober sehen wir uns die Sache mit den Schäden am Paket an. Die Frage „Was tun bei Versandschaden?“ wollten wir schon an diesem Freitag beantworten, aber aufgrund der Aktualität des Themas „Freigrenze“ haben wir den Beitrag um eine Woche verschoben.


Quellen:

  1. “Keine Subventionierung des Einkaufstourismus” vom 22.12.2017, https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20180300, Abruf am 22.09.21
  2. vgl. “300-Franken-Freigrenze könnte bald abgeschafft werden” von Priscilla Imboden, vom 21.09.21, https://www.srf.ch/news/schweiz/einkaufstourismus-300-franken-freigrenze-koennte-bald-abgeschafft-werden, Abruf am 22.09.21
  3. vgl. “Neue Zollfreigrenze stösst auf Unmut bei Einkaufstouristen” vom 21.09.21, https://www.20min.ch/video/neue-zollfreigrenze-stoesst-auf-unmut-bei-einkaufstouristen-108800878126, Abruf am 22.09.21